Ein wichtiges Stück Weimarer Geschichte
Das Palais von Schardt wurde einst im Jahr 1597 erbaut. Ursprünglich trug es den Namen Schwarzenfelsisches Haus – bis im Jahr 1743 Johann Wilhelm Christian von Schardt als Oberhofmarschall des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar das Haus mietfrei als Dienstwohnung erhielt und es künftig den Namen Palais Schardt trug. Wilhelm von Schardt ließ das Haus in ein prächtiges barockes Stadtpalais umbauen, von dem noch heute etliche bauliche Bestandteile erhalten sind, die faszinierende Einblicke in die höfische Welt der damaligen Residenzstadt bieten. Außerdem stattete Wilhelm von Schardt das Palais mit allerhand Gemälden, Silberzeug und kostbarem Geschirr aus. Noch im 19. Jahrhundert war das Palais Schardt deshalb vor allem unter dem Namen Bilderpalast bekannt.


Die erste Begegnung von Goethe und Charlotte
Die älteste Tochter von Wilhelm von Schardt hieß Charlotte – die Frau, die später als Charlotte von Stein berühmt wurde. Sie verbrachte hier ihre Kindheit und Jugend. Sie wurde schon früh von Hauslehrern auf ihre Rolle als künftige Hofdame vorbereitet und wurde in Tanz, Religion, Musik und Französisch unterrichtet.
Es war der 11. November 1775, als sich Charlotte und Johann Wolfgang von Goethe zum ersten Mal begegneten. Wahrscheinlich trafen sie sich beim Tee im Pavillon, dem Prunkstück des Hauses. Charlotte von Stein war zu dem Zeitpunkt bereits 33 Jahre alt und Mutter dreier Söhne. Sie war sieben Jahre älter als der Junggeselle und noch dazu verheiratet. Dennoch entwickelte sich in den folgenden Jahren zwischen Charlotte und Goethe eine enge Beziehung, die Goethe maßgeblich in seinem Leben und Schreiben beeinflusste.
Das Herzstück des Hauses
Der Pavillon, in dem sich beide mutmaßlich das erste Mal sahen, ist ein einzigartiges Rokoko-Prunkstück, das der standesgemäßen Repräsentation von Wilhelm von Schardt diente. Er hat zwei Stockwerke, sodass man damals über die Stadtmauer hinweg auf die umliegenden Felder schauen konnte. Außerdem ist der Pavillon durch den Pavillongang mit dem Haus verbunden. Der Deckenschmuck des Pavillons ähnelt den Stuck-Verzierungen der Anna-Amalia-Bibliothek – ein Muster, das sich durch das gesamte Palais zieht, denn auch die Deckengemälde des Festsaals erinnern an die des Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia.


Feiern wie Wilhelm von Schardt
Der Festsaal diente zum Empfang von Gästen des Herzogs, wenn sich dieser außerhalb Weimars aufhielt. Heute finden im Festsaal und im Goethepavillon Veranstaltungen aller Art statt: literarisch-musikalische Abende, musikalische Darbietungen, Hochzeiten, Events, Tagungen, Feiern und Salonabende, wie sie schon Familie von Schardt feierte. Im nach barockem Vorbild gestalteten Duft- und Staudengarten werden Hof- und Gartenfeste gefeiert – umrahmt von Kräutern, Blumen und Buchsbaumhecken, wie sie vermutlich schon vor 250 Jahren beliebt waren.